Schottland im März 2019: Pitlochry, Edradour und Blair Athol (Tag 1)

Endlich war es mal wieder an der Zeit, dem gelobten Land des Whiskys einen Besuch abzustatten. Hierfür bot sich das verlängerte Wochenende über Karneval an, sodass wir am Freitagmorgen bereits gegen 5 Uhr aus Köln gen Düsseldorf Flughafen aufbrachen. Die Feierlichkeiten vom Vortag hatten zumindest müdigkeitstechnisch noch Spuren hinterlassen, sodass sich die Zugfahrt zum Flughafen recht ruhig gestaltete. Dort angekommen gaben wir unseren Koffer auf und machten uns auf den Weg zum Gate. Es waren nur noch wenige Minuten bis zum Boarding, da erschienen plötzlich einige Beamte der Bundespolizei und forderten uns auf den Sicherheitsbereich des Flughafens wieder zu verlassen.
Irritiert folgten wir der Anweisung und begaben uns in die Eingangshalle des Flughafens. Nach einiger Zeit hörten wir über Dritte, dass einige Passagiere unkontrolliert durch die Sicherheitskontrolle gelangt waren und daher der gesamte Flughafen geschlossen werden musste. Bis es weitergehen konnte vergingen leider zweieinhalb Stunden, sodass sich unserer Flug deutlich verspätete. Als wir dann erneut im Flugzeug angekommen waren hatten wir immer noch einige Zeit bis zum Abflug und der Pilot fragte, ob Interessierte sich das Cockpit anschauen möchten, so hatte die Verspätung immerhin den positiven Effekt eines Besuches beim Piloten im Cockpit! 
Nach einem unspektakulären Flug erreichten wir die schottische Hauptstadt Edinburgh und wurden bereits von unseren schottischen Freunden erwartet. Zügig ging es weiter mit dem Auto nach Pitlochry, wo wir für den frühen Nachmittag die Allt Dour Tour bei Blair Athol gebucht hatten.
Zuvor schauten wir jedoch noch kurz bei Edradour vorbei, wo jedoch aufgrund der verspäteten Ankunft keine Zeit mehr für eine Tour blieb. 
Nach einem köstlichen Mittagessen in Pitlochry startete die private Tour bei Blair Athol, wo uns unser Guide Paul empfing.
Zunächst besichtigten wir die Produktion der Destillerie und ließen uns die hiesigen Besonderheiten erläutern. So ist bspw. die Fermentationszeit mit 48 Stunden vergleichsweise gering, was dem Malt eine intensivere Nussigkeit verleihen soll. Die Washbacks wurden vor einiger Zeit in stählerne Exemplare getauscht, bei Blair Athol ist man hierzu der Meinung, dass sich dies nicht auf den Geschmack auswirken wird.
Interessant fand ich persönlich die Farbe der Stills, diese wirkte eher golden denn kupfern. Dies soll laut Guide mit der Temperatur (es wurde gerade destillert) zu tun haben. 
Positiv anzumerken gibt es trotz der Existenz vieler Verbotsschilder die ausdrückliche Erlaubnis, überall Fotos machen zu dürfen. Dies wurde bei Blair Athol erst kürzlich geändert und wertet die Tour meiner Meinung nach deutlich auf. 
Den Abschluss bildetete eines der drei Lagerhäuser, in welchem nicht nur Destillate von Blair Athol sondern auch der anderen Diageo Brennereien gelagert werden. 
Nun ging es zum mit Spannung erwarteten Teil des Tages über, dem exklusiven Tasting von 6 Single Malt Whiskys.
Im eigens hierfür eingerichteten Tastingraum stand bereits Equipment für die Verkostung der Whiskys bereit. Zunächst gab es zwei Abfüllungen aus dem eigenen Hause, den Blair Athol 12yo und den Distillery Exclusive. Vor allem der zwölfjährige wusste mit kräftigem Antritt, dunklen Fruchtnoten und einer feinen Würze  zu überzeugen. Weiter ging es mit einem Mannochmore, welcher mir persönlich zu lasch und wässrig daherkam. 
Es folgte für mich eines der Highlights des Tages, der Mortlach Rare Old. Intensive weihnachtliche Gewürze und ein großer Fruchtkorb sorgten für Kirmes am Gaumen!
Nun wurden auch die beiden Fässer einbezogen, welche im Tastingraum lagerten. Leider mussten wir die Wahl zwischen einem von beiden treffen und entschieden uns für das Ex-Sherry Butt aus 1993 (die Alternative wäre ein Ex-Bourbon Cask aus 1986 gewesen, im Nachhinein vielleicht die bessere Wahl). Der gewählte Whisky hatte interessanterweise ein ziemliche Klebstoffnote wie man sie sonst nur von Bourbons kennt. Danach kamen ebenfalls dunkle Früchte und einige Tannine, ohne jedoch an den Mortlach heranreichen zu können. 
Den Abschluss bildete die Wahl eines rauchigen Whiskys, wobei hier Oban 14 und die Distillers Editions von Caol Ila, Lagavulin und Talisker zur Verfügung standen. Alles nette Whiskys aber für das Premium Tasting einer Destillerie hätte ich mir doch eine andere Auswahl erhofft.
Das war insgesamt ein wenig schade, so hätte ich den Mannochmore lieber durch die zweite Fassprobe ersetzt. Gerade beim Besuch einer Destillerie sollte man auch überwiegend Produkte eben dieser zu probieren bekommen und nicht Brände aus dem Portfolio des Konzerns.
Dennoch hatten wir eine sehr schöne Zeit bei Blair Athol und konnten viele interessante Eindrücke gewinnen. Da die Destillerie verkehrsgünstig auf dem Weg in die Highlands gelegen ist sollte man einen Besuch hier auf jeden Fall in Erwägung ziehen! Zu empfehlen ist ebenfalls die Bar im Besucherzentrum der Destillerie welche aus einer alten Mash Tun besteht, ein echter Hingucker!
(Beitrag enthält unbezahlte Werbung)