Schottland im März 2019: Auchentoshan, Edinburgh und Wemyss Malts (Tag 6)

Wie schnell die Zeit doch immer vergeht, schon war nach fast einer Woche der letzte Tag der Reise angebrochen. Dieser war dafür noch einmal vollgestopft mit absoluten Whisky-Highlights!
Bereits früh morgens ging es in den Westen Glasgows zur Auchentoshan Distillery, welche ihre Malts als einzige in Schottland dreifach destilliert. Direkt mit Öffnung wurde das Visitor Centre betreten und die erste Tour des Tages gebucht. 
In der Destillerie wird von Montag 6 Uhr morgens bis Freitag 22 Uhr gearbeitet, so waren die Prozesse auch aktuell in vollem Gange. In der Mashtun brodelte es und roch äußerst getreidig. An dieser Stelle gilt es bereits positiv zu erwähnen, dass nicht nur fast überall das Fotografien erlaubt war, sondern auch die Produktionsanlagen wie Mashtun oder Washback bereitwillig für uns geöffnet wurden, um dem optischen Erlebnis der Tour ein sensorisches hinzuzufügen. 
Die Fermentation bei Auchentoshan dauert etwa drei Tage, kann jedoch da am Wochenende gar nicht gearbeitet wird bis zu fünf Tage dauern. Die insgesamt acht Washbacks, von denen vier zu besichtigen sind wurden zum Teil in den letzten Jahren erneuert und sind zum Teil aber auch über 40 Jahre alt.
Dies ist jedoch kein Problem, da die Lebensdauer leicht über 50 Jahre sein kann, bei Washbacks aus Edelstahl sogar noch deutlich länger. 
Als nächstes ging es in das Herzstück und Highlight das Destillerie, das Stillhouse. Dieses ist aufgrund seiner drei Brennblasen, die man sonst nirgendwo in Schottland findet, natürlich besonders eindrucksvoll.
Durch die dreifache Destillation entsteht außerdem auch der Rohbrand mit dem höchsten Alkohollevel in Schottland, nämlich 81%ABV. Dieser wird jedoch (anders als in der am Tag zuvor besuchten Brennerei Glenturret, den Bericht findest Du hier) auf das übliche Niveau von 63,5%ABV herunterverdünnt, bevor er ins Fass einzieht.
Während des Besuches im Stillhouse gibt es auch die Möglichkeit, an den verschiedenen Produkten des Destillationsprozesses zu riechen.
Die Foreshots, welche zunächst aus der Brennblase kommen und viele schwefel- und methanolhaltige Verbindungen enthalten rochen auch dementsprechend. Der New Make Spirit hingegen roch durch die dreifache Destillation besonders fein aromatisch.
Dies machte Lust auf Mehr, vor der Verkostung ging es aber noch für einen kurzen Besuch in eines der Lagerhäuser. Fotos waren hier zwar aufgrund der begrenzten Möglichkeit der Entlüftung nur von einer bestimmten Stelle aus möglich, dafür führte der Rundgang einmal mitten durch das Warehouse, sodass man sich einen guten Überblick über die verschiedenen, hier lagernden Fässer verschaffen konnte.
Für Interessierte gibt es bei Auchentoshan auch die Möglichkeit, sich direkt im Warehouse eine Flasche Whisky abzufüllen. Aufgrund der weiteren Termine in diesem Tag verschiebt sich dieses Highlight jedoch für mich auf den nächsten Besuch.
Zum Abschluss ging es in die mondän eingerichtete Bar, wo die Verkostung des Auchentoshan American Oak sowie eines auf diesem Whisky basierenden Cocktails auf uns wartete.
Beides nichts außergewöhnliches, der Cocktail ist jedoch für heiße Sommertage eine eventuell lohnenswerte Alternative. Das Rezept findet sich auf der Internetpräsenz von Auchentoshan (KLICK HIER). Wesentlich interessanter klangen die in der Bar angebotenen Tasting-Flights, hier konnten jeweils drei Whiskys für ca. £10 verkostet werden, wobei durchaus hochwertige Whiskys wie ein 24-jähriger Auchentoshan zur Auswahl standen.

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Um nicht ganz ohne weitere Verkostungsmöglichkeit dazustehen hüpfte im Shop immerhin ein Distillery only bottling in meinen Rucksack, welches in Kürze auf diesem Blog unter die Lupe genommen wird.
Nun wurde es für mich aber Zeit, zurück in die Innenstadt von Glasgow zu fahren und von dort den Zug nach Edinburgh zu nehmen. Denn dort sollte am Nachmittag ein Treffen mit Steven Shand, dem Brand Manager des unabhängigen Abfüllers Wemyss auf mich warten. Steven hatte mich in die Zentrale am Haymarket eingeladen und wir wollten uns ein wenig unterhalten und ein Interview aufzeichnen (dieses wird Ende der Woche als Podcast hier auf dem Blog veröffentlicht).
Von dem was mich erwartete, als ich den Besprechungsraum betrat wurde ich jedoch überwältigt! Die komplette Standardrange der Blends, neun Samples für eine eigene Blending Masterclass sowie diverse Wemyss Single Casks waren auf dem großen Besprechungstisch vorbereitet.
Steven nahm sich wirklich unglaublich viel Zeit für mich und so konnten wir abseits des Blendings und des Interviews auch noch viel über Whisky plaudern. 
So gibt es bspw. bei Wemyss bisher keine Maßnahmenpläne im Falle eines harten Brexits mit entsprechenden Handelsbarrieren, auch Austausch zwischen den Destillerien und Abfüllern findet hierzu bisher praktisch nicht statt. Die Industrie sieht die Scotch Whisky Association (SWA) in der Pflicht, hier landesweit an Konzepten zu arbeiten. 
Nach dem Interview, welches Du ab Ende der Woche hier online findest, hatte ich die Gelegenheit zur Kreation eines eigenen Blends. Wie man beim Blending generell vorgeht, hatte Steven bereits in seiner Masterclass im Scotia Spirit im letzten November erläutert (hier geht es zum Bericht).
Nun durfte ich ran: Jeder Blend besteht aus Basis, Support der Basis und der Signature, wobei die Anteile in etwa bei 50%/30%/20% liegen. Da ich mir einen Malt mit vollem Körper, tropischen Fruchtnoten (insb. Bananen) und einem leichten Anklang von Rauch wünschte, entschieden wir uns für einen etwas größeren Signature-Anteil, da der Support aus rauchigen Malts bestehen würde und nicht überbordend werden sollte.
Diese Malts gingen mit folgender Funktion in das Produkt ein:
  • Highland Central Malt: Körper
  • Lowland Malt: (Tropische) Fruchtigkeit
  • Island West Coast Malt: Rauchigkeit und Würzigkeit
  • Islay Heavily Peated Malt: Rauchigkeit
  • Speyside Sherry Malt: (Dunkle) Fruchtigkeit
  • Northern Highland Malt: (Dunkle) Fruchtigkeit
Schon in dieser kurzen Zeit war zu erkennen, dass die Aufgabe des Blendens eine spannende, aber auch herausfordernde ist. Genauestes Arbeiten in Bezug auf die verwendeten Whiskys und der entsprechenden Anteile ist vonnöten, außerdem eine genaue Vorstellung von dem zu erwartenden Ergebnis, damit man entsprechend darauf hinarbeiten kann und nicht zu viele Versuche benötigt.
Ich bedanke mich an dieser Stelle bei Steven Shand und Wemyss Malts für die tolle Gelegenheit, in den Blending-Prozess eines unabhängigen Abfüllers im wahrsten Sinne des Wortes "hineinzuschnuppern".
(Beitrag enthält bezahlte Werbung, die besprochenen Whiskys wurden mir freundlicherweise kostenfrei von Wemyss Malts zur Verfügung gestellt)






Außerdem auf thepotstill.de